FreeNovation: Ausschreibung 2021
Eine Chance für Personen und Ideen
Bewerben können sich an einer Schweizer Hochschule tätige Forschende mit Doktorat oder äquivalenter Qualifikation. Die Projektauswahl erfolgt durch eine hochkarätige Jury unter der Leitung von Prof. em. Gerd Folkers, ETH Zürich, dem Präsidenten der Novartis Forschungsstiftung.
Um sowohl ungewohnten Ideen als auch jüngeren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einen Platz in diesem Förderprogramm zu bieten, werden die Autoren anonymisiert: Was zählt ist die Originalität des Forschungsansatzes und dessen Potenzial, Neues zu erreichen. Fachübergreifende Forschung wird geschätzt. Resultate aus Vorversuchen werden nicht vorausgesetzt. Ob die Projekthypothesen bestätigt werden können wie geplant, ist offen: Wissenschaftliche Risikofreudigkeit ist willkommen.
Die Resultate der geförderten Projekte sollen publiziert und allgemein verfügbar gemacht werden, ohne sie durch Patente zu schützen. Das Ziel von FreeNovation ist es, neue Wege zu eröffnen, in neue Dimensionen vorzustossen und die Schweizer Forschungslandschaft weiter zu stärken.
Die Novartis Forschungsstiftung stellt in der Ausschreibungsrunde 2021 insgesamt bis zu 2.7 Millionen Franken bereit für maximal 15 Projekte. Pro Projekt stehen 180’000 Franken zur Verfügung. Damit können die Forschenden während 18 Monaten ihre selbst bestimmten Ziele verfolgen.
Leitfaden für Anträge / Guidelines for Applicants 2021 (PDF 0.2 MB)
Projekt beantragen bis 17. April 2021
Lipide als Therapeutika und Signalmoleküle
Die grosse Bedeutung von Lipiden in der Biologie ist allgemein anerkannt, aber ihre chemische Komplexität und die Charakterisierung ihrer Wirkmechanismen stellen eine grosse Herausforderung dar. Seit etwa 10 Jahren hat die Lipidomik grosse Fortschritte erzielt und Lipide können heute weit besser identifiziert und in Datenbanken annotiert werden. Dennoch ist vieles noch offen oder bleibt widersprüchlich. Um ihre Funktion als Signalmoleküle zu erfüllen, binden Lipide an bestimmte Rezeptoren oder werden von Enzymen metabolisiert, aber die Frage nach der biologischen Relevanz bleibt oftmals unbeantwortet: Ist die Bindung spezifisch und was genau ist der physiologische Effekt? Wie kann man wissen, ob es sich bei diesem Molekül um den natürlichen Liganden oder nur um ein Surrogat handelt? Viele Rezeptoren, seien es GPCRs, nukleare Rezeptoren oder Enzyme, reagieren auf eine Vielfalt von Lipiden. Welche Interaktionen sind biologisch relevant? Manche Befunde, die in angesehenen Journalen publiziert worden sind, bleiben dabei umstritten.
Vieles bleibt noch zu entdecken, z.B. wie Lipide transportiert werden und wie sie im Organismus synthetisiert und metabolisiert werden. Welche Chancen könnten sich ergeben, wenn in diesem Gebiet grundlegend neue Erkenntnisse gewonnen würden? Das Potenzial solcher Forschung erscheint weit offen. So wirken bestimmte Lipide entzündungshemmend und andere entzündungsfördernd, oder sie regulieren den Energiestoffwechsel und die Zellproliferation.
Wer hat originelle Ideen, die Geheimnisse von Lipiden zu lüften? Wie kann man ihre physiologische Rolle besser verstehen? Und welche neuen Therapieansätze könnten sich daraus für die Immunregulation, für Parkinson, Krebs oder andere Krankheiten ergeben?
Kollagen: Homöostase und Dysregulation bei Krankheiten
Kollagen macht bis zu 30% des gesamten Proteingehalts im Körper aus. Es ist der Hauptbestandteil von Bindegewebe wie Knochen, Knorpel oder Haut und spielt eine wichtige Rolle in Hornhaut, Blutgefässen und Muskeln. Die Produktion, die posttranslationale Modifikationen, die Sekretion und der Zusammenbau von extrazellulärem Kollagen ist ein eng kontrollierter Prozess. Welche Mechanismen kontrollieren den Umsatz von Kollagenproteinen oder die Vernetzung von Fibrillen während unseres Lebens? Was machen die langen Ausstülpungen, die Fibropositoren, zusätzlich zur Kollagensekretion? Welche Rolle spielt die von Bakterien und/oder dem Immunsystem freigesetzte Kollagenase in der Kollagenhomöostase?
Genetische Defekte oder Ernährungsmängel können die Kollagenproduktion beeinflussen und Krankheiten verursachen. Eine übermäßige Ablagerung von Kollagen führt zu fibrotischen Läsionen, z. B. in der Lunge oder Leber. Was wissen wir über Kollagen in fibrotischem Tumorstroma oder Sklerodermie? Wie unterscheiden sich das Kollagen, das in fibrotischem Gewebe synthetisiert wird, von normalem Kollagen? Könnten diese Unterschiede als Biomarker für Krankheiten dienen?
Aufgrund seiner klebstoffähnlichen Eigenschaften wird Kollagen zur Geweberegeneration oder als Substrat in der Zellkultur verwendet. Die Verwendung in Lebensmitteln oder Kosmetika steht bei dieser Ausschreibung nicht im Vordergrund, aber vielleicht gibt es neuartige kollagen-basierte Füllstoffe oder Gele, die eine Geweberegeneration fördern? Wie lassen sich die biomechanischen Materialeigenschaften von Kollagen-Transplantaten für verschiedene Gewebe oder Heilungsphasen optimieren? Wie könnte Kollagen mit Wirkstoffen kombiniert werden, um sie an den Ort der Wirkung zu bringen?
Trotz seiner Häufigkeit in unserem Körper und seiner vielfältigen Verwendung seit Jahrhunderten würde ein besseres Verständnis der Synthese, Homöostase und Dysregulation von Kollagen innovative biomedizinische Anwendungen ermöglichen. Welche bahnbrechenden Ideen haben Sie zu dazu?
Bakterien als Medikamente
Bakterien sind überall um uns herum und in unserem Körper. Einerseits leben wir in Symbiose mit ihnen, weil wir ohne sie nicht existieren könnten, und andererseits bekämpfen wir sie, weil sie uns krank machen. Bakterien werden industriell für vielfältige Zwecke eingesetzt, auch im medizinischen Bereich, zum Beispiel für die Produktion von Antibiotika und anderen Medikamenten, die dann chemisch isoliert und in reiner Form verabreicht werden.
Könnten Bakterien auch direkt als Medikamente eingesetzt werden? Bereits sind Bakterien bekannt, die als Hochproduzenten von natürlichen Fettsäuren im Darm nützlich sind. Könnten Bakterien auch bestimmte neuartige Wirksubstanzen, Proteine oder Gene direkt dort herstellen, wo sie im Körper gebraucht werden? Oder wie könnten sie als Vektoren dienen, um biologisches oder chemisches Material ans Ziel zu transportieren, zum Beispiel in der Gentherapie? Wie würde man solche bakteriellen Medikamente verabreichen? Durch die Haut, oral oder durch Inhalation? Und wie könnte man solche Bakterien so programmieren, dass ihre Wirkung kontrollierbar ist? Gibt es zuverlässige Mechanismen, die von aussen ein- und ausgeschaltet werden können? Welche Bakterien würden sich für solche Zwecke eignen? Und welche Krankheiten könnten vielleicht mit dieser Art von Zelltherapie geheilt werden, für die es heute noch keine Hoffnung gibt?
Wer hat Ideen, wie Bakterien als Medikamente eingesetzt werden könnten?